Archäologie Georgenberg
Das Projekt „Archäologie Georgenberg“ des Museumsvereins Kuchl wurde 2013 im Zuge der Vorbereitungen der Sonderausstellung „Der Georgenberg“ ins Leben gerufen.
Ziel des Projektes ist es, wertvolles Kuchler Kulturgut zu sichern, wissenschaftlich zu bearbeiten und für die uns folgenden Generationen zu erhalten.
Im Rahmen des Projektes werden seitens des Museumsvereins in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und der Universität Salzburg laufend Recherchen und archäologische Grabungen auf dem Gemeindegebiet Kuchls durchgeführt. Die aktuellen Erkenntnisse daraus werden vom Bundesdenkmalamt, der Universität Salzburg und dem Salzburg Museum wissenschaftlich bewertet und bearbeitet.
Ein erstes Teilprojekt war die, bei Grabungen auf dem Georgenberg 1962/63, geborgenen zahlreichen Funde wissenschaftlich zu bearbeiten. Durch den plötzlichen Tod des damaligen Grabungsleiters, ein paar Wochen nach Abschluss der Grabungen, wurden diese überwiegend römischen Funde nie vollständig aufgearbeitet und das Fundgut verschwand in diversen Depots und Archiven. Diese Objekte wurden auf Initiative des Museumsvereins, unter der wissenschaftlichen Leitung von Mag. Dr. Felix Lang, gesammelt und mit modernsten Forschungsmethoden vollständig bearbeitet.
Dadurch konnte u.a. nachgewiesen werden, dass sich unter der heutigen Kirche St. Georg, tatsächlich die Reste der frühchristlichen Kirche befinden, in der der hl. Severin gepredigt hat. Damit ist diese Kirche auf dem Georgenberg die erste eindeutig nachgewiesene, frühchristliche Kirche im Land Salzburg. Die gesamten Ergebnisse der Aufarbeitung der Funde sind im Buch „Castellum Cucullis“ zusammengefasst. Das Buch ist im Museumsshop erhältlich.
Durch die Funde, die 2019/20 durch systematische Oberflächenbegehungen aufgedeckt werden konnten, gelang der indirekte Nachweis einer wohl seit der Frühbronzezeit genutzten Wegtrasse, die von der Engstelle des Passes Lueg aus den Voralpenraum betritt und in Sichtverbindung zum Georgenberg verläuft. Diese Neufunde, die bei den professionell durchgeführten archäologischen Grabungen geborgen werden konnten, stammen hauptsächlich aus der Bronze- und der Eisenzeit (2.300 – 750 v. Chr. und 750 -15 v. Chr.). Sie wurden fachgerecht konserviert und sind nun Bestandteil der Dauerausstellung.
Da diese Funde in einem Bereich des Kuchler Gemeindegebietes geborgen wurden, der bisher als weißer Fleck auf der archäologischen Landkarte galt, kann die Besiedelungsgeschichte Kuchls um wichtige Erkenntnisse ergänzt werden. So wurden z.B. die ersten bronzezeitlichen Gräber in diesem Bereich entdeckt. Zwar ist bekannt, dass sich spätestens seit der Bronzezeit eine Höhensiedlung auf dem Georgenberg befand, aber die zugehörigen Gräber fehlten bisher.
Ein Depot von 22 Spangenbarren, sowie ein vollständig erhaltenes Beil vom Typ Langquaid, belegen ebenfalls den Verlauf der Wegtrasse. Weiters scheint sich das, bisher nur im Bereich des Benzenbichl vermutete, Deponierungsareal wesentlich weiträumiger um den Georgenberg zu erstrecken als bisher angenommen.
Der Museumsverein Kuchl fühlt sich verpflichtet die Sicherung unseres Kulturgutes unter wissenschaftlicher Leitung, und somit das Projekt „Archäologie Georgenberg“, weiter voranzutreiben. Um das Projekt erfolgreich weiterführen und finanzieren zu können, sind wir u.a. auf Förderer und Sponsoren angewiesen. Bei Interesse unser Projekt finanziell oder auch aktiv zu unterstützen wenden Sie sich bitte an unser Kassapersonal oder schicken uns eine E-Mail.
Leseprobe aus dem Buch "Der Georgenberg", Autor: Christian Mitterbauer
Vielleicht bereits in der Jungsteinzeit, mit Sicherheit von der Bronzezeit bis ins Mittelalter war unser „Bergl“ bewohnt. Das breite und flache Salzachtal, das sich vom Pass Lueg bis in den Süden der Stadt Salzburg erstreckt, und aus welchem der Georgenberg markant aufragt, wurde bis in die Neuzeit als „Kuchler Tal“ angesprochen. Im Zuge der Ausstellungsrecherchen war es uns gegönnt einen Blick vom Kirchturm der Georgskirche über die Baumwipfel hinweg zu werfen – und es war verblüffend festzustellen, dass man von dort bis zur Stadt Salzburg und in der Gegenrichtung bis zum Pass Lueg uneingeschränkte Sicht hat. Dies war sicherlich einer der Beweggründe für die ersten Siedler sich diesen schönen und strategisch wichtigen Ort auszusuchen. Auch die auffällige Anzahl der, auf dem Georgenberg gefundenen, keltischen und römischen Münzen belegen eine intensive Besiedelung.
Eine dieser Münzen, sie wurde 2012 gefunden, hat eine ganz besondere Geschichte…
… und diese Geschichte begann im Jahr 2011, als der Ausschuss des Museumsvereins beschloss, die nächste Sonderausstellung dem Georgenberg zu widmen. Die oben angeführten Tatsachen brachten uns schnell auf die Idee, dass es doch eine Sensation wäre, wenn der Museumsverein die, in der Tabula Peutingeriana eingezeichnete Straßenstation „Cucullis“, 14 römische Meilen von Iuvavum entfernt, finden würden. Nach einigen Monaten intensiver Recherchen wurde im März 2012 eine Begehung einer Verdachtsfläche nördlich des Georgenbergs von Mitgliedern des Museumsvereins durchgeführt. Und tatsächlich wurde unter anderem ein römisches Bronzefibelfragment, Tonscherben und auch eine ausgezeichnet erhaltene Münze gefunden. Dr. Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt Salzburg wurde unverzüglich über die Funde informiert. Schon am nächsten Tag wurde ein Termin mit ihm vereinbart und als ihm die Münze vorlag, sagte uns sein überraschter Gesichtsausdruck, dass wir etwas Außerordentliches gefunden hatten. Kurzum, er nahm die Fundstücke zur genaueren wissenschaftlichen Analyse ins Bundesdenkmalamt mit. Nach ein paar Wochen stand dann endgültig fest, dass es sich bei dieser Münze um eine keltische Tetradrachme, eine der höchstwertigsten Münzen im keltischen Münzsystem, in außerordentlich gutem Erhaltungszustand handelte. Darüber hinaus deutete das für eine Tetradrachme geringe Gewicht auf eine altertümliche Fälschung hin. Da aber keltische Münzen, auch in von den Römern okkupierten Gebieten bis ins 1 Jhd. weiterverwendet wurden, war klar, dass die Münze einst dort verloren ging, wo viel Münzumlauf und damit Verkehr stattgefunden hatte. Waren wir tatsächlich auf die Straßenstation Cucullis gestoßen?
Als nächstes nahmen wir mit Dr. Felix Lang von der Universität Salzburg Kontakt auf. Einerseits sollten die Funde aus den Grabungen 1962/63 endlich wissenschaftlich aufbereitet und andererseits die Suche nach der Straßenstation weiter fortgesetzt werden. Felix Lang hörte sich unsere Idee bezüglich einer Oberflächenprospektion des Fundortes und die Ergebnisse unserer Recherchen an - und war sofort begeistert.
Die Aufbereitung der „Altfunde“ aus den oben angeführten Grabungen war nach Grabungsende 1963 nie durchgeführt worden, weil der leitende Archäologe kurz nach Ende der Grabungen verstarb. Die Fundstücke verschwanden für Jahre in den Kellern der Universität München. Auch nachdem die Fundstücke später an das Keltenmuseum und noch später an das Salzburg Museum übergingen, wurden sie nie wissenschaftlich bearbeitet. Felix Lang und sein Team nahmen sich der Aufgabe an und haben mittlerweile Hunderte von Objekten, u.a. Keramikfragmente, Fibeln und auch Münzen angesehen und wissenschaftlich bearbeitet.
Bereits im März 2013 wurde ein Termin für die Prospektion der erwähnten Verdachtsfläche gefunden. Sämtliche Prospektionen werden von Dr. Gerald Grabherr, Universität Innsbruck, unter Leitung von Felix Lang durchgeführt.
Den ganzen Tag wurde vermessen und das Georadarvehikel über die großteils frühjahrsfeuchte Wiese geschoben. Das Ergebnis der Prospektion war jedoch ernüchternd. Die unterirdische Gasleitung „verstrahlte“ im Verdachtsgebiet einen Streifen von 20m Breite und keine Mauerreste konnten identifiziert werden. Außer drei, im Dreieck angeordneten, vermuteten Feuerstellen und zwei parallelen Reihen von vermuteten Holzpfahlresten (3-4 Stück je Reihe, Gesamtfläche: ca. 3m x 4-6m), die in exakter Nord-Südausrichtung positioniert sind, war nichts zu sehen. Auch die im Herbst 2013 folgenden beiden Prospektionen brachten keine gewünschten Ergebnisse.
Zwei Geoprospektionen stehen jedoch noch aus. Eine wird im Frühjahr 2014 auf dem nördlichen Hochplateau des Georgenberges stattfinden, die Zweite wird nach weiteren, lokalen Recherchen und mit etwas Glück vielleicht die römische Straßenstation „Cucullis“ wieder zu Tage bringen.
Auch das Salzburg Museum unter kompetenter Leitung des Fachbereichsleiter Archäologie, Dr. Wilfried Kovacsovics, arbeitet intensiv und mit großem Interesse an der Aufarbeitung der Altfunde und der weiteren Erforschung Salzburger Kulturgutes innerhalb des mittlerweile gewachsenen Projektes mit.
So entwickelte sich aus einem Münzfund das umfangreiche und interessante Projekt „Archäologie Georgenberg“, das auch nach der Sonderausstellung weiterverfolgt werden soll.
Die Geschichte der Münze vom Georgenberg endet hier, die Geschichte des Projektes „Archäologie Georgenberg“ wird jedoch weiter fortgesetzt. Dadurch sind auch zukünftig weitere wichtige Entdeckungen auf unserem Gemeindegebiet zu erwarten.