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Sammeln & Bewahren

 Fotografie aus dem Jahr 1909 in Farbe - Historisches vereint

Fotografie aus dem Jahr 1909 in Farbe - Historisches vereint

Helmut Wallmann – Wagnermeister aus Kuchl – forschte längere Zeit nach einer Feuerwehruniform, die um 1909 gebräuchlich gewesen war, um die Fotografie seines Urgroßvaters so authentisch wie möglich kolorieren lassen zu können. Der Urgroßvater – Matthias Wallmann (1861–1949) – war ebenfalls Wagnermeister und mit dem Käser Karl Bessler gut bekannt; beide gründeten zusammen mit 17 Kuchler Bürgern mit Fleiß und Leidenschaft im Jahre 1884 im Seethalers Gasthaus die Freiwillige Feuerwehr Kuchl. Das Engagement Matthias Wallmanns bei der „Hilfe am Nächsten“ beförderte ihn zum Feuerwehrhauptmann von 1904 bis 1914, zum Feuerwehrhauptmann-Stellvertreter von 1919 bis 1924 sowie zum Gau-Beirat der Tennengauer Feuerwehren (heutzutage Bezirksfeuerwehrkommando Tennengau) ab dem Jahr 1910. Sein Urenkel Helmut Wallmann (geb. 1961) ist ebenfalls seit 1977 aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Kuchl und interessiert sich nebenbei auch für Allerlei Geschichtliches.

Es war schon längere Zeit sein Anliegen, die 1982 im Dachboden entdeckte Schwarz-Weiß-Fotografie (15cm x 10cm) des Urgroßvaters Matthias Wallmanns in seiner Feuerwehrhauptmann-Uniform aus dem Jahr 1909 in den ursprünglichen Farben kolorieren zu lassen. Farbfotografien waren ja erst ab 1930 möglich. Und so wurde vermutlich erstmalig in der Feuerwehrgeschichte des Bundeslandes Salzburg eine Feuerwehrfotografie aus der alten k&k Monarchie-Zeit in Farbe gestaltet.

Hierzu war allerdings eine wochenlange Recherche nötig, die nahezu an kriminalistische Arbeit grenzte. Aufgrund der mittlerweile 112 vergangenen Jahre sind heutzutage solche Originaluniformen aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie (1867–1918) leider oft nicht mehr erhalten. Erschwerend trat hinzu, dass es in der k&k Monarchie regional unterschiedliche Uniformen gab, die andersartige Farben aufwiesen. Aus diversen Büchern zur österreichischen Feuerwehrgeschichte konnte Helmut Wallmann erfahren, dass es in den Anfangsjahren der Freiwilligen Feuerwehren meist aus Geldnot nur Jacken aus Tuch oder Loden gab, oftmals sind auch nur Zwilchjacken verwendet worden. Bei den Salzburger Feuerwehren setzten sich letztlich braune Uniformjacken durch – die Freiwillige Feuerwehr Salzburg hatte ab 1866 braune Uniformjacken in Verwendung. Diese kamen allmählich auch im Bundesgebiet in Gebrauch. Leider ist nicht mehr feststellbar, ab welchem Jahr die Freiwillige Feuerwehr Kuchl die braune Uniform einführte. Eine interessante sowie auch amüsante Feststellung ist, dass es im Bundesgebiet Feuerwehren gab, deren Ausgehuniform mit diversen Accessoires wichtiger erschienen, als die Ausrüstung zur Brandbekämpfung.

Für die Kolorierung der Fotografie ersuchte Helmut Wallmann das Landesfeuerwehrkommando Salzburg um Unterstützung. Diese sandten dankenswerterweise eine Mail-Anfrage an alle Feuerwehren Salzburgs aus, um eine auf der Fotografie entsprechende Original-Uniform zu finden und so deren Farbe endlich feststellen zu können. Leider blieb diese Anfrage ohne Erfolg.

 

Helmut Wallmann weitete daher seine intensive Uniformsuche auf das Bundesgebiet aus und wie durch Zufall kam er auf die Berufsfeuerwehr Wien, dessen Museumskustos ihn von einem Buch der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt, vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband (ÖBFV) sowie vom Feuerwehrmuseum Laxenburg informierte. Beim Feuerwehrmuseum Laxenburg hatte Helmut Wallmann schließlich Glück, da dort ein älterer Feuerwehrkamerad tätig ist, der doch tatsächlich über eine Originaluniform aus der Zeit der k&k Monarchie verfügte. So konnte Helmut Wallmann schließlich mithilfe diverser Buch-Abbildungen, Informationen sowie mit der Unterstützung der Tennengauer Feuerwehrhistoriker Adolf Schinnerl, Carlo Vanzini und Rupert Unterwurzacher weitere wertvolle Details erfahren:

So ist der Stehkragen des Uniformrockes vermutlich in drei Farbvarianten je nach Charge in Braun/Schwarz/Rot erzeugt worden. Vermutlich hatten Hauptmänner und deren Stellvertreter rote Stehkrägen. Auch die Ärmelenden (sog. „Passepoil“ oder „Paspeln“) mussten die gleichen Farben aufweisen. Zusätzlich hatten alle das gelbe Feuerwehreinheitssymbol – das beidseitige sowie seitenverkehrte aufgenähte oder angesteckte „F“.

Auf der Fotografie sind außerdem die Kommandanten-Signalhupe aus Messing mit Lederseil, die Anstecknadel aus Silber mit der Aufschrift „Feuerwehr-Kuchl-Salzburg“, Kordelband mit Triller (= „Signalpfeife“) genannt, ersichtlich.

Erwähnenswert sind auch die damaligen Chargen-Abzeichen der österreichischen Verbandsfeuerwehren, die vom k&k Reichskriegs-Ministerium, vom Ministerium für Landesverteidigung sowie Ministerium für Inneres nach einem Erlass vom 1. Dezember 1892 genehmigt worden sind. Diese durften nur von der Wiener Firma „W. Flor’s Wwe. und Söhne“ hergestellt und versendet werden. Der Feuerwehrhauptmann hatte ein solches Chargen-Abzeichen zu tragen (siehe Fotografie).

Die bronzene Ehren-Medaille (Dm. 3,2cm) für 25 verdienstvolle Jahre zeigt auf der Vorderseite das Brustbild seiner k&k apostolischen Majestät Kaiser Franz Josef I. und auf der Rückseite in einem mit Lorbeer umrahmten und mit Flamme gezierten Schildchen die Inschriften „XXV“ (= 25) sowie „Fortitudini Virtuti et Perseverantiae“ (= „Für Stärke, Mut und Ausdauer“). Mit der lateinischen Inschrift ist auf die verschiedenen Sprachen des damaligen Vielvölkerstaates Rücksicht genommen worden. 

Auf dem linken Ärmel ist für die 25jährige Dienstzeit der silberne Dienstaltersstreifen in Spitzform aufgenäht.

Der rot-schwarz gestreifte Einheitsgurt mit angehängter Paradehacke war bei festlichen Anlässen obligatorisch. Bei manchen Feuerwehren im Bundesgebiet wurde hierfür das sog. „Faschinmesser“ (= Seitenwaffe mit 50–60cm langer Klinge mit einseitiger Sägezahnung als Hiebmesser universell einsetzbar) verwendet.

Weiters war eine schwarze Hose mit oder ohne seitlich aufgenähter roten Passepoile in Gebrauch. Hauptmänner trugen schwarze Messinghelme mit aus Messing beschlagenem Kamm. Das doppelte „F“ prägte die Helmmitte mit teilweise rötlichem Hintergrund und mit verstellbarem Lederband.

Zum „Aufputz“ wurden überdies bei festlichen Ausrückungen weiße Handschuhe getragen.

Helmut Wallmanns Begeisterung für die Feuerwehr und seine familiäre feuerwehrgeschichtliche Vergangenheit konnte er mit diesen intensiven Nachforschungen über die damalige Feuerwehrhauptmann-Uniform verbinden.

Ein herzlicher Dank ergeht an alle, die Helmut Wallmann österreichweit unterstützt haben, um die Fotografie aus dem Jahr 1909 im Jahr 2021 in Farbe „auferstehen“ zu lassen.

Text und Bilder:

Wallmann / Vötter / Sauter